Zur Kritik Aristotelischer Schriften.
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sind es eben in der Physik selbst früher besprochene Probleme, auf
welche sich Aristoteles beruft. Und die beiden Anführungen in der
Politik 1261 a 31 u>gnEp iv zoTg rj3cx.oTg eiprjrca KpÖTEpov und 1280
a 18 xa3airEp EipYirou rzpörspov iv roig ri3ixoXg sind so weit entfernt
gegen uns zu sprechen, dass sie vielmehr einen neuen Beleg für jene
Gewohnheit des Aristoteles ahgeben. Denn die Nilcomachisehe Ethik
ist nicht eine von der Politik vollkommen losgelöste und besondere
Schrift, sondern gleichsam nur der erste Band der gesammten npay-
p.a.Tda nokmxri, und es verhält sich mit jenen Citaten kaum anders
als wenn Aristoteles in der Rhetorik 1391 b 22 lind 1369 b 30 auf
den von dem yivog Gup.ßoulsvux6v handelnden Abschnitt des ersten
Buches mit den Worten rüg avp.ßouhuuxoXg dpr/rou npörspov
verweist.
Dürfen wir nun auf diese Beobachtung bauen (und wir dürfen es
hier im Zusammenhänge mit anderen Momenten, auch wenn sich das
eine und andere widersprechende Beispiel finden sollte), so gewählt
sie uns ein äusseres Indicium für die durch den Gedankenfortschritt
selbst nahegelegte Annahme einer Lücke an jener Stelle. Der Unter
schied von Enlhymem und Beispiel ist aus der Topik zu entnehmen:
mittelbar; denn dort ist von Induction und Schluss gehandelt wor
den; diese beiden rhetorischen Beweisformen fallen aber, wie vor
her in der Rhetorik erörtert worden, mit jenen beiden dialektischen
zusammen, so dass man also, um den Unterschied von Enthymem
und Beispiel zu gewinnen, nur die in der Topik für jene aufgestellten
Definitionen auf diese zu übertragen braucht. War dies, wie auch
aus der verstümmelten Stelle noch erkennbar ist, der Gedankengang
des Aristoteles, so konnte er ursprünglich wohl nur in diese Fassung
gefügt sein: rig d' iari dioapopä Kcipcc§dyp.uTog xai iv3up.Yip.aTog,
(pavspov ix tiüv Tomxöjv • ixsX ydp nspi av}),oyiGp.oü xcd iTzayuyfjg
elpY/TCo. • ( ori di iv3up.rjp.ci p.iv auX\oyiGp.og, xapädEiyixa di EKaymyr],
EipYirai) npÖTEpov, ( >e tpavepöv), Sri rd p.iv ini TroXlüv, xcä
6p.oiü)v Sei xvva3ou . . . exeX p.iv irtaycxiyrj io uv ivTaü3a di napa.dEiyp.a.
Die erste der beiden angenommenen Lücken hat ihren begreiflichen
Anlass in dem doppelten Eipr,Tai. Auch die zweite Ergänzung (auf den
gleichen Ausgängen von npörEpov und (pavEpöv beruhend) scheint leicht
genug, um sie einer gezwungenen Erklärung des Sri oder einer Ände
rung desselben z.B. incojrs (das an sich genügen würde) vorzuziehen.
Nach Gedankengang und,Satzform lässt sich vergleichen Rhetorik II
Sitzb. d. phil.-hist. CI. XXXVIII. Bd. I. Hft. • 7